Wozu Latein, wenn man gesund ist? Ein Bildungsbericht
Rezension des Buchs von Uwe Wesel
C.H.Beck, 1. Auflage 2021, 149 Seiten, Hardcover, 24,95 Euro, ISBN 978-3-406-78121-6
Im November 2021 ist dieses 149 Seiten dünne Büchelchen bei C.H. Beck erschienen (24,95 Euro). Der bekannte und schriftstellerisch häufig tätig gewordene emeritierte Professor der Freien Universität für römisches und bürgerliches Recht, Uwe Wesel, geht darin seine einschneidenden Bildungserlebnisse durch. Die großen Kapitel lauten „Hamburger Kindheit“, „Münchener Freiheit“ und „Berliner Arbeit“.
Uwe Wesel ist 1933 in Hamburg geboren, kann also noch Aussagen zur Kindheit im Nationalsozialismus und zum Krieg machen. Er schildert dann seinen Weg auf die Oberschule, seine Hafenarbeit und seinen ersten akademischen Lehrer, Herrn Bruno Snell, seinen weiteren Lehrer Herrn Helmut Schelsky und schließlich seinen wohl wichtigsten Lehrer und Doktorvater, Herrn Wolfgang Kunkel, in München. Er kann sehr gut begründen, warum er von einem altphilologischen Studium auf die Juristerei umschwenkte (das Gefühl der Machtlosigkeit Juristen gegenüber). Er schildert dann in kurzen, guten Strichen die Atmosphäre in München, um sich dann dem Hauptkapitel der Berliner Arbeit zu widmen.
Er war von 1969 bis 1973 Vizepräsident der Freien Universität (FU) und beschreibt sehr gut die schwierigen Verhältnisse in diesen Jahren. Er setzt sich mit der NoFU und drei Parteiausschlussverfahren gegen ihn auseinander und schildert seine Vertretung seines Studienfreundes Otto Schily vor dem Bundesverfassungsgericht wegen gerichtlicher Entbindung seines Pflichtverteidigermandates mit Frau Ensslin, ohne dass es dafür ein Gesetz gab (Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Februar 1973, 2 BvR 667/72).
Er geht dann weiter zu wichtigen Stationen seines Lebens, wie seiner Beschäftigung mit dem Matriarchat und seinem Buch darüber, seinen rechtsgeschichtlichen Forschungen, der Mitorganisation des Russel-Tribunals über die Situation der Menschenrechte in der Bundesrepublik – da zunächst 1977–78 zu den Berufsverboten –, schildert dann seine Zeit als an die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) entliehener Professor zu Beginn der 90er und mündet schlussendlich in Kapitel über den Honecker-Prozess, den er als Journalist begleitet hat, über sein Buch die Geschichte des Rechts in Europa betreffend, um schlusskadenzend seiner Ehefrau Andrea Wesel für 20 wunderbare Jahre zu danken.
Fazit: Wie immer ein gut lesbares Buch im Wesel’schen Stil. Der Unterzeichner hat 1988 bis 1992 an der FU studiert und durfte Professor Wesel live erleben. Insbesondere seine Vorlesungen zum Recht in vorstaatlichen Gesellschaften haben mein Interesse geweckt und zur Lektüre der Wesel’schen Bücher geführt. In diesem Buch fasst Professor Wesel die verschiedenen Stationen unter dem Gesichtspunkt seiner Bildungswege (und damit in den Beschreibungen auch gesellschaftlicher Verhältnisse) kurz und prägnant beschreibend zusammen. Wenn man so will, auch ein kleines Buch über den Wandel gesellschaftlichen Umgangs und der akademischen Welt. Ein Stichwortverzeichnis rundet das Buch ab.
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