Vom „Justizpalast“ zum „Strafen“ - über zwei sehr gut lesbare Bücher
Petra Morsbach hat 2017 den Roman „Justizpalast“ veröffentlicht und der berühmte Ex-BGH-Richter, Professor Thomas Fischer, im September 2018 das Sachbuch „Über das Strafen“. Beide Bücher sind zu empfehlen, insbesondere einem nichtjuristischen Publikum (Familie, Freunden usw.).
Petra Morsbach
Justizpalast
Albrecht Knaus Verlag, 1. Auflage 2017, 480 Seiten, gebunden, EUR 25, ISBN: 978-3-8135-0373-9 / Penguin Verlag, 1. Auflage 2018, Taschenbuch, EUR 12, ISBN: 978-3328103790
Petra Morsbach hat nach neun Jahren Recherche (bei und mit über 50 Juristen) einen 480-seitigen Roman geschrieben. Protagonistin ist die Vorsitzende Richterin am Landgericht München, Thirza Zorniger. Der Roman schildert sehr gut das Alltagsleben von Richtern, insbesondere deren angebliche Überlastung und deren Unsicherheit mit Beförderungen. Es werden viele Menschentypen gut und pointiert charakterisiert. Es wird eine Vielzahl an Zivilfällen knapp zusammengefasst geschildert. Aus Sicht des Verfassers mangelt es dem Buch etwas an der Darstellung von Maßstäben, was gute Justiz bedeuten könnte, und daran, dass außer den strukturell-persönlichen Problemen der Richter dem grundgesetzlich-ethischen Fundament und der Verbesserung der eigenen Richterrolle kein Raum gegeben wird. Vielleicht war das ja auch für die 50 Richter (s. o.) eher kein Problem. Das Buch wurde in der Presse hoch gelobt oder verrissen (Prantl versus Professor Fischer). Es ist aber ein sehr gutes Buch, um Leuten, die mit Justiz nichts zu tun haben, ein erstes anschauliches Bild vom alltäglichen Wirken der Justiz zu geben, bezogen auf das zivilrechtliche Erkenntnisverfahren.
Bevor wir nun zu dem Buch von Herrn Fischer kommen, Folgendes: Der Unterzeichner empfiehlt diese beiden Bücher, weil es erschreckend ist, wie wenig selbst die (nichtjuristisch) gebildete Bevölkerung über die Justiz weiß. Die diversen Lehrpläne der Bundesländer behandeln die Justiz gar nicht/kaum. Die Qualität der Medien, was Aufklärung über Justiz und Prozessberichterstattung anbelangt, ist dürftig. Nachgerade ein so fragiles System wie die Justiz, die in der Verfassung ihre Grundlagen hat, wesentlicher Teil des demokratischen Rechtsstaates ist, sich zunächst rein in einer geistigen Sphäre gründet (mit allerdings teilweise „furchtbaren“ Auswirkungen für die Betroffenen), bedarf der Vergewisserung ihrer Grundlagen und ethischen Ausübung in der Praxis. Laienhaft gesprochen ist das Problem der Justiz u. a., dass sie zum einen Gesetze anwendet, die viele „schwierige“ Begriffe enthalten, und zum anderen auch philosophischen Begriffen wie u. a. Gerechtigkeit genügen soll.
Thomas Fischer
Über das Strafen. Recht und Sicherheit in der demokratischen Gesellschaft
Droemer Knaur Verlag, 1. Auflage 2018, 384 Seiten, gebunden, EUR 22,99, ISBN: 978-3-426-27687-7
Die gemutmaßte Motivation von Thomas Fischer, sein Buch „Über das Strafen“ mit dem Untertitel „Recht und Sicherheit in der demokratischen Gesellschaft“ zu schreiben, dürfte – soweit ersichtlich aus dem Buch – auch damit zu tun haben, dass er das justizielle Strafrechtssystem dem Laien erklären möchte, um wieder Grund zu legen und überflüssige Diskussionen abzuschneiden.
Professor Fischer befasst sich in seinem Buch mit dem Bedürfnis nach Strafen, klärt darin über Naturgesellschaft und Strafrecht auf, befasst sich mit Strafrecht und Kommunikation, mit Strafrecht und Gerechtigkeit und macht dann ab Seite 151 bis Seite 354 Ausführungen zum materiellen und prozessualen Strafrecht sowie zur Strafrechtspolitik und zur Strafrechtspraxis, um sich am Ende mit den Perspektiven des Strafrechts zu befassen. Es ist ein gut lesbares Buch (ohne Anmerkungen) mit vielen Grundlagen und Tatsachen. Selbstverständlich auch mit Exkursen in die Soziologie, Ethnologie und zum Beispiel Systemtheorie.
Gerade jetzt ein im wahrsten Sinne des Wortes „Besinnungsbuch“. Wer die Texte von Professor Fischer kennt, wird hier einen weniger sprunghaften Denk- und Schreibstil vorfinden (obwohl der nach wie vor auch gegeben ist), sondern ein gut gebautes und nachvollziehbares lesbares Buch.
Deshalb: Wenn Sie die Qualität der Diskussion über die Justiz unter Freunden, Verwandten und dergleichen heben wollen, verschenken Sie diese beiden Bücher.
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