Rezension von: Jörg Arnold - Entwicklung der Strafverteidigung
LIT Verlag, 1. Auflage 2019, 344 Seiten, Softcover, 34,90 Euro,
ISBN 978-3-643-14479-9
Kollege Professor Jörg Arnold (in jungen Jahren Jurist in der DDR und seit vielen Jahren Professor am Max-Plank-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg) hat Ende 2019 im LIT Verlag 10 Aufsätze nebst einer Einführung zu dem Thema (und dem Titel) „Entwicklungen der Strafverteidigung“ veröffentlicht.
Die Einführung und drei Aufsätze sind Originalbeiträge; die übrigen sieben bereits in diversen Zeitschriften und Tagungsbänden veröffentlicht. Professor Arnold betreut beim Max-Plank-Institut das Projekt „Wandlungen der Strafverteidigung in der Bundesrepublik Deutschland“ und hat unter anderem im Jahr 2015 das Buch mit dem Titel „Grenzüberschreitende Strafverteidigung in Europa. Praktische Erfahrungen und theoretische Überlegungen“ veröffentlicht.
Die Vorworte des hier besprochenen Buchs haben die Kollegen Ulrich Sommer und Jahn Bockemühl sowie die Professoren Ingo Müller und Stephan Barton beigesteuert. Die Einführung schärft den Blick auf die Position der Strafverteidigung und ihre Funktion und führt zu den einzelnen Aufsätzen hin.
Die Aufsätze haben folgende Themen: berühmte Kollegen aus der Vergangenheit, die Strafverteidigung im NS-Staat, die Frage, ob Strafverteidigung ein tauglicher Gegenstand von Rechtskritik sein kann; ein Aufsatz zeichnet die opferperspektivischen Wandlungen im Strafverfahren ausführlich nach, einer stellt vergleichende Überlegungen zum Recht auf Strafverteidigung in der Volksrepublik China an und die letzten drei Aufsätze befassen sich mit Strafverteidigung in Europa. Sämtliche Texte sind verständlich geschrieben und gut mit Literatur untermauert.
Kollege Sommer schreibt in seinem Geleitwort: „Es gibt keine schlüssige Theorie der Verteidigung. Weil wir aber leitende Ideen brauchen, um die Praxis dieses herausragenden Phänomens des Rechtsstaates begreifen und gestalten zu können, müssen wir suchen.“ Genau dies tut dieser Band ausführlich. Es ist ein hervorragender Reader, um umfassend in die titelgebenden Entwicklungen der Strafverteidigung eingeführt zu werden und einen guten Überblick über die Literatur hierzu zu erhalten.
Professor Barton fasst in seinem Geleitwort die Positionen des Autors Arnold wie folgt zusammen: „… werden hier (gemeint ist das Buch, Anmerkung des Verfassers) doch die Fundamente zu einer – so möchte ich sie nennen – staatskritischen Theorie der Strafverteidigung gelegt. Aufbauend auf Holtforts Theorie der Strafverteidigung als soziale Gegenmacht, erweitert durch Ansätze der kritischen Theorie sowie bereichert durch transnational-rechtsvergleichende Apekte zeichnet Jörg Arnold ein Idealbild der Strafverteidigung, dass im Gegensatz zu der von ihm abgelehnten Organtheorie steht. Für ihn sind Strafverteidiger nicht nur rechtliche, sondern nolens volens auch ‚politische Akteure‘: Der Kampf ums Recht mit den Mitteln der Strafverteidigung stellt für Arnold zugleich einen ‚politischen‘ Kampf dar und sei deshalb ‚politische Staatskritik‘.“
Wer Strafverteidigung macht (und eigentlich auch wer es nicht macht) und an den Kämpfen, der Bedeutung als Institution, den Gefährdungen und vor allem an dem Nachdenken über „unsere“ Rolle interessiert ist, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
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