Rezension des Buches „Das strafrichterliche Dezernat“
Alexander Ganter / Jessica Jöbges / Thomas Stollenwerk
Das strafrichterliche Dezernat. Die effektive Hauptverhandlung
Verlag C.H. Beck, 1. Auflage 2021, 347 Seiten, Softcover, 69 Euro, ISBN 978-3-406-76354-0
Die Autoren, eine Strafrichterin und zwei Strafrichter, weisen im Vorwort darauf hin, dass die Justiz Verantwortung dafür trägt, dass Verhandlungen effektiv und zügig geführt und damit erledigt werden. Dazu will das Buch einen Beitrag leisten, indem es die rechtlichen Fragen darstellt, durch Zitate der Rechtsprechung ergänzt und erläutert und an zahlreichen Stellen Tipps zur praktischen Vorgehensweise einarbeitet und neben dem Rechtlichen „Ob“ auch das praktische „Wie“ beschreibt.
Insbesondere steht für die Autoren die offene und respektvolle Kommunikation im Vordergrund, denn – so mit einem Zitat des Richters am BGH Mosbacher – „Offenheit in der Hauptverhandlung ist Ausdruck von Souveränität und verkürzt häufig die Verhandlungsdauer“.
Den selbstgestellten Ansprüchen werden die Autoren vollends gerecht. Das Buch ist nach der abstrakten Chronologie strafrichterlicher Dezernatsarbeit gegliedert. Es beginnt mit einem Kapitel zum Eingang der Anklage über Vorbereitung der Hauptverhandlung zum Eröffnungsbeschluss. Die weiteren Kapitel lauten dann Planung der Hauptverhandlung, Kommunikation vor der Hauptverhandlung, Leitung der Hauptverhandlung, Auftakt der Hauptverhandlung, Beweisaufnahme, Plädoyer und Urteil, besondere Verfahrenskonstellationen in der Hauptverhandlung, Protokollierung der Hauptverhandlung, besondere Verfahren und Bewährungsüberwachung.
Im Anhang wird ein grober Fahrplan über den Ablauf der Hauptverhandlung, das Prüfungsschema für Beweisanträge, eine Übersicht über die Strafrahmenverschiebung und Tenorierungen gegeben. Ein Literaturverzeichnis und ein Stichwortverzeichnis runden das Buch ab. Geschrieben ist das Buch aus der Sicht des Strafrichters. Es werden alle organisatorisch praktischen, wichtigen Dinge benannt, erläutert und zum Teil mit Rechtsprechung und praktischen Tipps versehen.
Ein hervorragendes Buch, um sich in die Dezernatsarbeit eines Strafrichters zu versetzen, gut geeignet auch für die Strafverteidigung, insbesondere dann, wenn es um zu erwartendes Verhalten des Gerichts/Vorsitzenden Richters geht, gemeint sind sowohl die Standards, die erwartet werden dürfen, als auch mögliche Erfolgsaussichten etwaiger Anträge. Die Literatur zu diesem Thema ist eher spärlich, es ist also auch für Richter an Anwaltsgerichten zu empfehlen, da dort durch Verweisung auf die StPO vorwiegend die Strafprozessordnung als Verfahrensrecht gilt.
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